Fahrschullehrer/in werden: alle Fakten

Du arbeitest gerne mit Menschen? Der Beruf des Fahrlehrers oder Fahrschullehrers verbindet die Freude am Unterrichten und das Interesse an Autos.

Der Unterschied zwischen den beiden Berufen liegt darin, dass der Fahrlehrer/in ausschließlich praktischen Fahrunterricht erteilt. Dieser vermittelt dem Fahrschüler in erster Linie, wie sicheres, umweltgerechtes und partnerschaftliches Verhalten im Straßenverkehr aussieht. Der Fahrschullehrer/in muss über die Matura oder die Berufsreifeprüfung sowie eine umfassende pädagogische Zusatzausbildung verfügen. Dafür darf der Fahrschullehrer/in zusätzlich zum praktischen Fahrunterricht auch den für die Prüfung notwendigen theoretischen Teil unterrichten.

Wenn Du diesen Beruf ergreifen willst, ist es ganz wichtig, dass Du Dir über die große Verantwortung dieses Berufes im Klaren bist. Ein Unfall kann das Leben und die Zukunft eines Menschen komplett verändern. Als Fahrlehrer/in bzw. Fahrschullehrer/in bist Du für Deinen Schüler verantwortlich (Unfall!).

 

Ausbildung und Grundlegendes zum Beruf Fahrlehrer/in bzw. Fahrschullehrer/in

In diesem Beruf musst Du viel Geduld, Einfühlungsvermögen und Verständnis aufbringen. Deine Schüler müssen erst einmal lernen, was „Multitasking“ im Straßenverkehr bedeutet. Schnelle Reaktionsfähigkeit ist äußerst wichtig, um die Schüler vor fatalen Fehlern zu bewahren oder im Fall der Fälle schnell eingreifen zu können. Die Schüler haben sowohl Theorieunterricht als auch Einzelfahrstunden als Praxisteil zu absolvieren. Auch Nacht- und Autobahnfahrten zählen dazu. Einsatzbereitschaft, Flexibilität und Konzentrationsfähigkeit gehören ebenso zum Handwerk dazu.

Da, je nach Gebiet, andere Techniken wichtig sind bzw. andere „Gefahren“ oder Fettnäpfchen lauern. Fahrzeugtechnik, Straßenverkehrsordnung, Physik sollten daher keine Fremdwörter für Dich sein. Du bist der direkte Ansprechpartner und die Bezugsperson für Deine Schüler. Deshalb liegt es an Dir, Deinen Schülern auch den verantwortungsbewussten Umgang mit dem Fahrzeug und den Respekt gegenüber den anderen Verkehrsteilnehmern beizubringen. Der Nachweis von Erste-Hilfe-Kenntnisse ist nötig, um für den Ernstfall gerüstet zu sein.

 

Voraussetzung für die Ausbildung zum Fahrschullehrer

Sowohl der Fahrlehrer/in als auch der Fahrschullehrer/in benötigen für den Unterricht eine Berechtigung. Die Beantragung kann online mit einem Formular erfolgen. Dazu benötigst Du:

  • Matura oder Berufsreifeprüfung
  • 3 Jahre Besitz der Lenkberechtigung für die Fahrzeugklasse, die Du unterrichten möchtest,
  • 3 Jahre Lenkpraxis mit einem Fahrzeug dieser Fahrzeugklasse oder 1 Jahr Lenkpraxis und Absolvierung eines Lehrplanseminars,
  • eine Bestätigung Deiner Lenkpraxis (Magistrat der Stadt Wien, BH des jeweiligen Bundeslandes – Anmeldung Deiner Fahrzeuge, die Du gelenkt hast, von Dir über die Art der Fahrzeuge, von Personen, die über Deine Lenkpraxis Auskunft geben können, etc.)
  • Keine Bestrafung wegen schwerer Verstöße gegen Verkehrsvorschriften
  • eine Strafregisterbescheinigung (Leumundszeugnis), nicht älter als 3 Monate (wird in Wien von der MA65 eingeholt, in den Bundesländern von der BH)
  • eine Meldebestätigung (wird in Wien von der MA65 eingeholt, in den Bundesländern von der jeweiligen Bezirkshauptmannschaft – BH),
    Angaben über Deine Lenkpraxis in den letzten 3 Jahren,
  • 2 Kopien Deines Führerscheins (beidseitig) sowie
  • etwa 160 Euro Antragskosten (Antragsgebühr, Verwaltungsabgaben, Barauslagen und Erteilungsgebühr)

Neu sind sichere Deutschkenntnisse: Seit 1. Juni 2019 gibt es keine österreichische Fahrprüfungen auf Türkisch mehr. Der Unterricht sollte daher auf Deutsch stattfinden, da Deine türkischsprachigen Schüler sonst die Prüfung nicht schaffen werden. Es ist daher essenziell, dass Du selbst gut Deutsch sprichst (Gesetzestexte, etc.). Level C1 oder C2 wäre gut. Diese Niveaustufen zeigen an, dass Du Deutsch als weit Fortgeschrittener oder fast so gut wie Deine Muttersprache sprichst.

 

Gibt es Förder- und Finanzierungsmöglichkeiten der Ausbildung zum Fahrschullehrer?

Die meisten Ausbildungsstätten bieten zinsenlose Teilzahlungen an. Für Weiterbildungsmaßnahmen, Berufswechsel, etc. stehen je nach persönlicher Situation und Ausbildungsstätte verschiedene Fördermöglichkeiten zur Verfügung. Einige bekannte Förderstellen sind

  • WAFF Wien
  • AMS – Arbeitsmarktservice an Deinem Wohnort
  • ÖGB – Österreichischer Gewerkschaftsbund (BFI Wien)
  • AK – Arbeiterkammer (BFI Wien)

 

Berufs- und Zukunftschancen als Fahrlehrer/in bzw. Fahrschullehrer/in

Gute Fahrlehrer/innen bzw. Fahrschullehrer/innen werden immer gesucht. Die wenigsten Fahrlehrer sehen den Beruf einfach nur als Job. Die meisten Fahrlehrer sind sehr umgängliche Menschen, die gerne reden und schnell auf neue Leute zugehen können. Da es hier aber vor allem auch auf Verantwortungsbewusstsein und Erfahrung ankommt, aber auch um den Umgang mit Menschen unterschiedlicher Herkunft und verschiedenen Alters geht, sind auch Menschen 49+ sehr begehrt.

Wer als Fahrschullehrer beginnt, ist nicht das restliche Berufsleben auf das praktische und theoretische Unterrichten von Fahrschülern begrenzt. Fahrlehrer/innen bzw. Fahrschullehrer/innen werden auch als Fachkräfte im administrativen Bereich gesucht (Kfz-Versicherungen, Behörden – Führerscheinstelle, Zulassungsstelle, etc.).

Eine weitere Möglichkeit wäre das österreichische Bundesheer. Dieses ist gleichzeitig einer der größten Ausbildner als auch Arbeitgeber für die unterschiedlichsten Berufe. Wird die Schulung zum Fahrlehrer/in bzw. Fahrschullehrer/in bei der Heeresfahrschule durchlaufen, ist diese zwar meist kostenlos, ist aber auch mit einer wesentlichen Verpflichtung verbunden (Dienst beim Heer auf eine bestimmte Zeit). Die Voraussetzungen unterscheiden sich teilweise von jenen im zivilen Bereich (Staatsbürgerschaft, etc.).

 

Werde ich als Fahrlehrer/in bzw. Fahrschullehrer/in reich?

Die Verdienstmöglichkeiten sind gut. Die verschiedenen Optionen der Ausübung (Vollzeit, Teilzeit, geringfügige Beschäftigung, freier Dienstvertrag) ermöglichen auch eine sehr flexible Gestaltung des Privatlebens. Aber auch die Wiener Linien suchen Mitarbeiter in diesem Berufsfeld. Die Aufstiegschancen reichen vom Fahrlehrer/in über den Fahrschullehrer/in bis hin zum Partner oder Eigentümer einer Fahrschule gut umreißen.

Im Durchschnitt verdienst Du als Fahrlehrer/in zwischen 1.990 und 2.210 Euro pro Monat. Fahrschullehrer/innen verdienen zwischen 2.100 und 2.500 Euro pro Monat. Fahrschullehrer/innen die gleichzeitig die Fahrschule leiten, erhalten 330 Euro zusätzlich pro Monat. Für angemeldete Gruppen gibt es ebenfalls einen Zuschlag. Darüber hinaus gibt es Erschwerniszulagen, Zulagen je nach Fahrzeugklasse (z. B. LKW, etc.), etc.

Wer seine eigene Fahrschule ggf. mit angestellten Fahrlehrern führt, dessen Verdienst ist nach obenhin offen. 

 

Werde ich als Fahrlehrer/in bzw. Fahrschullehrer/in glücklich? Wie sieht es in Bezug auf die Work-Life-Balance aus?

Wenn Du Deinen Job gerne machst, hast Du auch Erfolg! Du hast viel mit den unterschiedlichsten Menschen zu tun und die Freude und Erleichterung der Schüler nach der bestandenen Prüfung, wird auch dich gut fühlen lassen. Technik wird Teil Deines Alltags. Haben Deine Schüler Erfolg, bist Du auch erfolgreich – Dann macht die Arbeit gleich mehr Spaß. Du hast immer mit anderen Menschen zu tun und fährst nicht immer die gleichen Strecken. Manches ist pure Herausforderung, das macht das Leben in diesem Beruf spannend.

Außerdem gibt es ein gutes Gefühl, zu sehen, dass Deine Schüler Erfolg haben. Selten kannst Du Dir Deine Work-Life-Balance selbst so flexibel gestalten wie bei dieser Tätigkeit. Aufgrund der selbst wählbaren unterschiedlichen Arbeitszeiten lässt sich sowohl das Privatleben als auch die Freizeitgestaltung sehr gut anpassen.

 

Zielgruppe der Schulung Fahrlehrer/in bzw. Fahrschullehrer/in

Die Schulung ist auf all jene ausgelegt, die gerne mit Fahrzeugen und Menschen zu tun haben, Verantwortung nicht scheuen und Herausforderungen lieben. Menschen aus anderen technischen Berufen finden hier ein neues Betätigungsfeld. Aber auch für HTL-Absolventen, die ihre Kenntnisse anwenden und schnell ins Berufsleben einsteigen wollen, ist dieser Beruf ein vielversprechender Start ins Berufsleben. Lehrer lernen in diesem Beruf eine neue Facette ihres Berufes kennen.

 

Wie lange dauert die Ausbildung zum Fahrschullehrer?

Die Ausbildungszeit beträgt 330 Kurseinheiten, 60 Praxiseinheiten und dauert ca. 5 Monate. Nach bestandener Prüfung erhältst Du Deine Fahrlehrererlaubnis und bist berechtigt, Schüler für den Klasse B Führerschein auszubilden. Weiterbildungsmöglichkeiten gibt es für alle anderen Klassen wie z. B. A und C (Motorrad und Lastkraftwagen) sowie für die Ersten Hilfe Kurse, die Kfz-Technik, etc.

 

Inhalte der Ausbildung Fahrlehrer/in bzw. Fahrschullehrer/in

Das KFG 1967 (Kraftfahrgesetz) regelt zusammen mit der KDV 1967 (Kraftfahrgesetz-Durchführungs-Verordnung) die Schulung zum Fahrlehrer/in. Die Schulung zum Fahrlehrer/in der Führerschein-Klasse B ist die Voraussetzung für alle anderen Klassen.

Der Lehrplan beinhaltet Lernpsychologie, Wahrnehmungspsychologie, Lernkontrolle Straßenverkehrsordnung, Verhalten im Straßenverkehr, die Partner im Straßenverkehr, Fahrzeugtechnik – Motor, Kühlsystem, Elektrik, Stoßdämpfer, Bremsen, etc., Rechtskunde – das Recht im Straßenverkehr, Berufsrecht – Kollektivvertrag, Arbeitsrecht, etc., Praxis – Vorbereitung, Fahrstunden, Vorbesprechung, Nachbesprechung, etc.

Die Prüfung setzt sich aus drei Teilen zusammen:

  • einem rechtstheoretischen Teil (mündlich)
  • einem technisch-theoretischen Teil (mündlich) und
  • einem praktischen Teil

Die Prüfung darf frühestens nach 2 Monaten Unterricht abgelegt werden. Innerhalb von fünf Jahren darf die Prüfung nicht öfter als zweimal wiederholt werden.

 

Tipps zur Bewerbung für die Schulung zum Fahrlehrer/in bzw. Fahrschullehrer/in

Da dieser Beruf mit sehr viel Verantwortung einhergeht, ist es unerlässlich, dass Du Dir überlegst, ob Du auch bereit bist, diese zu tragen. Der Beruf ist stressig, aber auch erfüllend. Führe in der Bewerbung an, warum Du glaubst, dieser Verantwortung gerecht zu werden. Nenne technische Vorausbildungen, besondere technische Kenntnisse (Informatik, Elektrik, Maschinenbau, etc.), aber auch pädagogische, fremdsprachige, etc. Ganz besonders wichtig sind Fahrzeugkenntnisse, spezielle Fahrpraxis (LKW, Transporter, Bundesheerfahrzeuge, Linienbus, Straßenbahn, etc.).

Welche Firmen bieten diese Schulung an?

Fahrschulen bzw. Firmen, Institute müssen offiziell zugelassen sein, um diese Schulung anbieten zu können. Dazu gehören:

  • Fahrschule Gaal in Mattersburg /Bgld.
  • Drivecompany bzw. Fahrschule Schwedenplatz in 1020 Wien
  • Prodrive in Perchtoldsdorf bei Wien
  • Smirz in 1190 Wien
  • Startup-Doppler in Linz und Grieskirchen /OÖ
  • Stipek in Hallein bei Salzburg
  • Wifiwien in 1180 Wien (Leitung Mohaupt und Bartl) (gehört zur WKO – Wirtschaftskammer)
  • BFI Wien (gehört zur AK – Arbeiterkammer)

Die beiden größten anerkannten Ausbildner sind das Wifiwien und das BFI Wien. Das WIFI ist die Ausbildungsstätte der Wirtschaftskammer. Das Bildungsinstitut der Arbeiterkammer ist das BFI.

 

Ist ein Fernstudium zum Fahrlehrer/in bzw. Fahrschullehrer/in möglich?

Es ist nicht möglich, diese Schulung durch ein Fernstudium zu erlernen, da der Praxisanteil der Ausbildung im Vordergrund steht.

 

Kann man eine Umschulung zum Fahrlehrer/in bzw. Fahrschullehrer/in machen?

Wenn Du bereits Fahrlehrer/in bzw. Fahrschullehrer/in beim österreichischen Bundesheer warst, ist es kein Problem, die Berechtigung auf den zivilen Bereich umzuschreiben. Hierfür ist es notwendig beim zuständigen Magistrat der Stadt Wien (Stadt- und Landverwaltungsbehörde) bzw. der Bezirkshauptmannschaft des jeweiligen Bundeslandes, in dem Du wohnst, nach vorheriger telefonischer Terminvereinbarung vorzusprechen (Pass, Führerschein, Berufsberechtigung, Meldezettel des Wohnortes, etc.). Dies ist meist mit Gebühren verbunden, die vor Ort sofort entrichtet werden müssen.

Egal, ob für eine Berufswechsel, Zweitausbildung, Umschulung oder als Erstausbildung, es gelten die gleichen Voraussetzungen wie oben beschrieben.

 

Andere Möglichkeiten: Quereinsteiger oder Studium?

Viele Fahrlehrer/innen bzw. Fahrschullehrer/innen haben vorher einen anderen Beruf ausgeübt. In diesem Beruf ist es fast „üblich“, Quereinsteiger zu sein. Dieser Beruf kann an keiner Hochschule oder universitären Einrichtung erlernt werden. Manche, die eine Matura an einer HTL (Höhere Technische Lehranstalt), Fachrichtung Kraftfahrzeugtechnik abgelegt haben, ergreifen den Beruf des Fahrschullehrers/in in Voll- oder Teilzeit sehr gerne. Viele Studenten der Fachrichtung Maschinenbau arbeiten nebenbei als Fahrschullehrer. Busfahrer, Straßenbahnfahrer, Lehrer haben sehr gute Chancen in diesem Beruf. Bei Lehrern wird oft je nach Schulung der pädagogische Teil reduziert oder erlassen.

 

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